Mein Weg in ein neues Leben

Mein Weg in mein neues Leben

Ich habe es tatsächlich getan: Im Januar 2022 habe ich auf eigenen Wunsch meine Stelle als verbeamtete Lehrerin gekündigt und damit auch meine Lebenszeitverbeamtung aufgegeben!!! Für mich ein absoluter Befreiungsschlag, für andere entweder vorbildlich und mutig, oder für wieder andere (vor allem diejenigen außerhalb des Systems Schule) unverständlich.

Die Reaktionen, die mir letztendlich auch egal waren, fielen ganz unterschiedlich aus. Für mich war es der Startpunkt in ein glücklicheres, vielleicht erstmal einfacheres, aber viel gesünderes und zufrieden stellenderes Leben.

Einen so stabilen und sicheren Job einhergehend mit diesem Status, für den ich lange gearbeitet habe und den einige Menschen anvisieren, favorisieren, (zu lange) festhalten und/oder vielleicht auch idealisieren, aufzugeben, macht man nicht einfach so und nicht von heute auf morgen.

Also, wie kam es dazu? Was war los? Was hat mich beschäftigt, beeinträchtigt, gestört, unglücklich gemacht und schließlich motiviert, diesen großen und mutigen Schritt zu gehen in solchen instabilen Zeiten wie heute?

Eine Sache vorneweg: Der Grund für meine Entscheidung, zu kündigen, waren nicht die Schüler*innen, Eltern oder das Kollegium an sich. Ich habe es sehr gemocht, zu unterrichten und liebe meine Fächer Deutsch und Englisch, obwohl das eine grausame Kombination hinsichtlich der vielen Korrekturen ist, vor allem in der Oberstufe.

Dennoch habe ich diese Fächer mit Leidenschaft studiert und unterrichtet. Und genau diese Leidenschaft und der Wunsch, Dinge auch mal anders zu sehen oder zu machen, wurde weder richtig wertgeschätzt noch konnte einiges aufgrund starrer Strukturen und Lehrplanvorgaben umgesetzt werden. Ich könnte jetzt seitenweise darüber schreiben, was alles an dem Schulsystem falsch läuft und warum mittlerweile sich so viele Lehrer*innen entscheiden, auszusteigen, aber darum soll es in meinem Beitrag nur periphär gehen. Ich möchte auch die Jahre im Lehrberuf und alle Erfahrungen nicht missen, denn (fast) alles ist für irgendetwas gut, davon bin ich überzeugt.

Jedenfalls haben mich meine Motivation, Schüler*innen voranzubringen, meine Gewissenhaftigkeit, meine Leidenschaft für die Fächer und Inhalte im Angesicht dieser starren, administrativen, einschränkenden, ungesunden Strukturen in der Schule bzw. im System, das Gefühl der Ohnmacht und Unfreiheit, was bestimmte Entscheidungen anbelangt, die Arbeitsbelastung und Verantwortung fast ausbrennen lassen.

Es hat mich soweit gebracht, dass auch Ferien, von denen es ja von außen betrachtet genügend Wochen im Jahr gibt, die Stabilität des Jobs, die damit verbunden Vorteile im Vergleich z.B. zu Jobs in der Wirtschaft und das Gehalt, mich nicht mehr davon abhalten konnten, innezuhalten und meine angeschlagene Gesundheit (mental und körperlich) ernster zu nehmen, als vieles andere.

So habe ich mich mitten in einer Unterrichtsstunde im Corona-Jahr 2021 mit allen Absurditäten, die die Pandemie auch in der Schule mit sich gebracht hat (eher wie ein Brennglas, das Missstände, die schon vor Corona existiert haben, eher sichtbar gemacht hat), erschöpft vor der vermeintlich nächsten Zielgeraden vor den Sommerferien gefragt, was ich eigentlich hier noch mache und warum ich das mal wollte.

Ich konnte so nicht mehr weitermachen und habe mich gesundheitsbedingt erstmal distanziert und über das, was ich wirklich wollte und was nicht mehr, intensiv nachgedacht. Für die Entscheidung, zu kündigen (in Beamtendeutsch „den Dienst quittieren“), habe ich mir einige Monate Zeit genommen. In dieser Zeit habe ich mich um meine Gesundheit gekümmert, mir viele Gedanken gemacht und Informationen gesammelt, wie es für mich weiter gehen könnte, die Chancen und „Risiken“ bzw. Konsequenzen für ein anderes, freieres Leben abgewogen, eine Weiterbildung begonnen, mich beraten lassen und einfach das Leben wieder gespürt.

Insofern kann ich sagen, dass ich mit ausreichend Zeit, Verstand und aus meinem Herzen heraus, das etwas anderes wollte, gekündigt habe. Der Akt des Kündigens einer Lebenszeitverbeamtung ist sehr unspektakulär und schlicht. Man macht von seinem Recht, als Beamtin auch kündigen bzw. sich entlassen zu dürfen, Gebrauch, beruft sich im Kündigungsschreiben bzw. Antrag auf Entlassung aus dem Beamtenverhältnis auf einen bestimmten Paragrafen, nennt den gewünschten Zeitpunkt des Austritts (sodass auch die Schule fairerweise weiterplanen kann), unterschreibt, geht zum vereinbarten Termin mit der Schulleitung (das war ein gutes Gespräch und ich wurde sogar verstanden), erhält eine Bestätigung per Unterschrift sowie ein paar Wochen später die offizielle staatliche Entlassungsurkunde und sagt Adios!

Übrigens: Mein Beitrag soll hier nicht dazu dienen, eine Revolution von unten zu starten oder Lehre*innen leichtfertig zum Kündigen zu animieren oder einen Leitfaden „Wie kündige ich meine Lebenszeitverbeamtung“ darstellen. Lehrer*innen werden gebraucht, mehr denn je, aber nicht für jeden stellt der Lehrerberuf eine lebenslange Erfüllung dar und hat für mich nicht mehr funktioniert.

Daher ist eine meiner Hauptzielgruppen durch meine eigene Erfahrung und meinen eigenen Weg nun bei meinem Coaching auch Lehrer*innen, die etwas verändern wollen, um sie bezüglich ihrer Arbeit, mentalen Gesundheit und ihrer individuellen Vorgehensweise innerhalb oder zukünftig außerhalb der Schule zu begleiten, weil es einfach mehr als nur den einen Weg gibt.

Wie ging es nun für mich nach der Kündigung weiter? Auch darüber hatte ich mir natürlich vor der Kündigung auch Gedanken gemacht und Pläne geschmiedet. Einmal aus ganz pragmatischer Sicht, denn die Konsequenzen der Kündigung sind (je nach eigenen Rücklagen) unmittelbar zu spüren: Meine Mietwohnung habe ich ein paar Monate später gekündigt, einige versicherungstechnische Aspekte geregelt und umgestellt, mich zwangsläufig aber auch gerne verkleinert und verändert.

Im Frühjahr 2022 bin ich vorerst für eine Zeit nach Spanien gegangen, habe dort online gearbeitet und habe wie in meinen besten Studentenzeiten wieder in einer WG gewohnt, immerhin mit eigenem kleinen Bad. Ich habe zeitnah nach der Kündigung und einer Fernreise als Start der neu gewonnenen Freiheit angefangen, freiberuflich und online zu arbeiten. Natürlich habe ich wesentlich weniger verdient, noch dazu in einem eher unsicheren Beschäftigungsverhältnis, bin aber seitdem ein glücklicher und freier Mensch 😊.

In Spanien am Meer ergab sich die Möglichkeit, eventuell einen lang gehegten Traum umzusetzen, eine eigene Sprachschule für Erwachsene zu leiten. Ich war daher viel in Spanien unterwegs, habe recherchiert, einen Businessplan mithilfe eines Freundes geschrieben und mich als Lizenznehmerin bei der entsprechenden Stelle der Sprachschulgruppe beworben und nach eingehender Überprüfung, Besprechung vor einem achtköpfigen Leitungsteam wurde ich als Lizenznehmerin (theoretisch) genommen.

Allerdings war es so, dass ich mich in der Stadt in Spanien nicht ganz wohl und beheimatet gefühlt habe, um ein solches größeres Projekt zu starten und erstmal für die mindestens ca. drei bis fünf Jahre aufzuziehen. Es war keine Angst vor der eigenen Courage, ich hätte alles Nötige dafür mitbringen können. Aber auch da haben mein Herz und mein Verstand vor Vertragsabschluss starke Einwände gehabt (neben anderer persönlicher Gründe) und ich konnte mich schon immer darauf verlassen, dass die beiden Recht habe werden. Never change a winning team!

Die Entscheidung verlief auch nicht vorschnell und unüberlegt und ich teilte dem Leitungsteam der Sprachschulgruppe mit, dass ich den Vertrag nicht unterschreiben und die Sprachschule nicht aufmachen werde. Trotzdem war das eine sehr lehrreiche Erfahrung, allein schon einen Businessplan für ein Projekt für eine weltweit bekannte und renommierte Sprachschulgruppe in Spanien rauszuhauen und als Lizenznehmerin unter Vertrag genommen zu sein.

Es ist wirklich eine Reise, zu sich und seinen Zielen zu kommen, wirklich aus tiefstem Herzen und aus tiefster Überzeugung, dass zu realisieren, was wirklich in einem steckt, etwa wie tief unter der Erde im Bergwerk nach den Diamanten zu schürfen. Man lernt dabei nicht aus und auch bei allem Zielbewusstsein und Klarheit über die eigenen Ressourcen, Fähigkeiten und Kompetenzen sollte man flexibel bleiben und für kleinere und größere Veränderungen offen bleiben, „Be water my friend“ wie Bruce Lee so schön sagt.

Wenn nicht Spanien und die Sprachschule, wie ging es also dann weiter? Berechtigte Frage! Ich war in Spanien nicht wirklich zufrieden, obwohl es auch viel Tolles gibt, allen voran das konstant gute Wetter, das Meer, die offenen Menschen und die positive Lebenseinstellung.

Damit meine ich nicht, dass ich an allem und jeder Situation etwas auszusetzen hätte, im Gegenteil, ich bin ein sehr offener und positiv eingestellter Mensch und lasse mir mit dem Einleben und Beobachten in einer neuen Umgebung und Struktur ausreichend Zeit. Man muss sich erstmal auf den Weg machen und sich Dinge für eine Weile anschauen, um festzustellen, ob sie zu einem passen. So ist das auch bei mir.

Anstatt lange zu jammern und zu meckern gehöre ich zu denjenigen Menschen mit der Einstellung „Change it or leave it“ und daher musste mein nächster Plan nicht lange auf sich warten. Ich habe meine Weiterbildung zur psychologischen Beraterin/Coach wieder aufgenommen (da blieb während der Arbeit und geplanten Gründung der Sprachschule neben meiner online Arbeit bei aller Motivation keine Zeit mehr), habe meine Kartons in Spanien eingelagert, bin nach Indien und Indonesien gereist (mehr dazu in meinem Blog auf meiner Website) und habe aus dieser Ferne für mich gemerkt, was mir wichtig ist, was meine weiteren Ziele sind, in der Ruhe liegt die Kraft.

Im Frühjahr 2023 hatte ich die Möglichkeit, in ruhiger Umgebung auf einer spanischen Insel zu leben und online zu arbeiten. Also wieder gutes Wetter, Meer, aber nicht der Stress wie zuvor in der spanischen Stadt. Allerdings wurde mir verschwiegen, dass meine Unterkunft eine halbe Baustelle war, so bin ich vorerst in Berlin gelandet.

In den folgenden Monaten in 2023 habe ich neben meiner täglichen online Arbeit mein Ausbildung beendet, zusammen mit meiner Webdesignerin die Website auf die Beine gestellt, mein Praxisseminar gehabt, meine Zertifizierung als psychologische Beraterin erhalten, mein Business gestartet und in die Welt getragen und freue mich auf die Arbeit mit meinen Klienten und Klientinnen sowie die Tätigkeit als Textcoach, auf neue Kontakte und Vernetzungen, wobei ich mich selbst stets weiterentwickle, neue Ideen generiere und Projekte plane, wie z.B. Unterstützung für ein Schulprojekt in Sri Lanka (dazu bald mehr im Blog).

Von dem einen Tag im Corona-Juli 2021 im Klassenraum mit „Was mache ich hier eigentlich noch?“ bis zum heutigen Tag, an dem ich diesen Text schreibe hat sich mein Weg völlig zum Guten verändert. Ich freue mich sehr darüber, dass ich in der Lage war, mein von einem Fast-Burnout angeschlagenes Ich an die Hand zu nehmen, mich zu befreien und einen neuen Weg zu gehen.

Dabei habe ich vieles vom (schon früher unaufgeregten und relativ bescheidenen) Lebensstil her reduziert und auch gemerkt, dass man mit relativ wenig gut  auskommt (wenn man nicht gerade zum Typ „Mein Lebensziel ist es, ein Eigenheim, ein schickes Auto und eine Yacht zu haben“ gehört, um es mal überspitzt zu formulieren). Ich habe mich persönlich weiterentwickelt, habe heute ein anderes Mindset, andere Ziele und viel mehr Freiheit. Ich bin ein mental und körperlich gesunder Mensch und freue mich über meine Selbstständigkeit mit Ways of Life und dass ich zukünftig Menschen auf ihrem Weg unterstützen kann.

Alles, was ich vermitteln und weitergeben möchte, habe ich selbst erlebt und kommt daher aus eigener Erfahrung mit Verstand und Herz. Es gibt volle Authentizität, Transparenz und Ehrlichkeit (vielleicht auch mal ein wenig unbequem für manche, aber daran führt leider kein Weg vorbei). Es gibt keine leeren und utopischen Versprechungen wie „Ich garantiere dir, deinen Seelenverwandten zu finden, wenn Du nur lange genug manifestierst“ oder „Ich helfe dir, dein Mindset zu ändern, damit du morgen 100k Follower hast/100k und mehr brutto im Jahr verdienst“ oder dass „Du nur noch Licht und Liebe empfindest“ (Get real!).

Vielleicht habe ich Euch mit diesem Beitrag (abgesehen davon, dass ich mich und meinen Weg vorstellen wollte) inspiriert, (endlich) Euren Weg zu gehen, der wirklich zu Euch passt, und diesen schließlich konsequent zu gehen, um Euer authentisches Ich zu leben. Das erfordert Mut in einer Welt, in der es sich oft mehr um Schein als Sein dreht, aber irgendwann kommt der Moment, an dem es gar nicht mehr anders geht, zu sein und zu zeigen, wer man wirklich ist!

PS: Ich wohne mittlerweile wieder für mich in einer Wohnung 😊!

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Inspiration durch die Kunst von Edvard Munch